Der Ur starb zuerst in Indien und erst in der Folgezeit von Ost nach West aus. Die letzten Bestände hielten sich noch in Germanien, als es längst Hausrinder gab. So kam der Ur noch zu Zeiten des Nibelungenliedes als königliches Jagdwild in unseren Gegenden vor. Es wird berichtet, dass Siegfried in den Vogesen “vier starke Auer niederschlug”. Das letzte nachzuweisende Stück dieser Wildrinder wurde im Jahre 1627 bei Jakterowo, 65 km südlich von Warschau, gewildert. Seither gilt der Auerochse als ausgestorben, erhalten sind nur Skelette, Zeichnungen, Beschreibungen und einige Malereien.
Demnach war der Bulle ein mächtiges Tier mit einer Widerristhöhe bis zu 180 cm. Die Färbung des Bullen war schwarz mit gelb-rotem Aalstrich, während die Kühe von kleinerer Statur und wie die Kälber rötlich-gelb waren. Die Behaarung um das Maul war bei beiden Geschlechtern weiß. Das Haarkleid im Sommer samtartig glatt und kurz, im Winter bildete sich längerer rauer Pelz. Dieses wehrhafte Urwild stand in kleineren Herden zusammen, die von einer alten Kuh geführt wurden und aus einem Bullen, mehreren Kühen und den Jungtieren bestanden. Die heutigen Auerochsen sind Nachkommen aus Rückzüchtungen, die erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts von den Brüdern Heinz und Lutz Heck unternommen wurden. Diese Rückzüchtungen werden demnach auch Heckrinder genannt. In den zoologischen Gärten Berlin und München wurden also Rinderrassen miteinander gekreuzt, die noch charakteristische Merkmale des ausgestorbenen Ures aufwiesen, wie zum Beispiel Größe, Gestalt, Farbe, Hornform oder Temperament. Es wurden unter anderem spanisches Kampfrind, korsisches Gebirgsrind, schottisches Hochlandrind oder das große ungarische Steppenrind gekreuzt und dadurch eine neue Rasse gezüchtet, die dem ursprünglichen Erscheinungsbild des verschwundenen Auerochsen äußerst nahe kommt.
Inzwischen sind die Tiere recht einheitlich im Typ und in den letzten Jahrzehnten nahezu unbeeinflusst von fremdem Blut geblieben.