Hügel im Damwildgehege
Mitten im Damwildgehege erhebt sich ein Hügel aus dem Gelände und man fragt sich, wie der wohl entstanden ist, Eiszeit, Ruine, Hügelgrabanlage?
Nachdem der Wildpark Lauenbrück im August 1969 seine Tore erstmals geöffnet hatte, fegte im November 1972 – ausgerechnet am 13. - das Orkantief "Quimburga" durch Mitteleuropa. Vor allem Niedersachen und Teile der damaligen DDR wurden schwer getroffen. Verbreitet erreichten die Orkanböen auch im Flachland 167 km/h. Auf dem Brocken im Oberharz wurde sogar eine Spitzenböe von fast 245 km/h registriert! Die Schäden waren enorm. Neben erheblichen Gebäudeschäden wurden in Niedersachsen etwa 10 Prozent des gesamten Waldbestandes zerstört. Mit 15,9 Millionen Kubikmeter fiel allein hier an einem einzigen Tag mehr als das Fünffache des üblichen, jährlichen Holzeinschlags. Insgesamt kamen europaweit durch den Orkan mehr als 50 Menschen ums Leben. Nicht wenige Forstarbeiter ließen bei den Aufräumarbeiten im verwüsteten Wald ihr Leben.
Der damalige Wildpark verlor durch den Orkan etwa 2/3 seines Kiefernbaumbestandes. Instinktiv hatten sich die Wild- und Tierrudel bei Herannahen des Sturmes auf freien Weideflächen zusammengezogen. Einige Tier entwichen über zusammengedrückte Zäune in die freie Wildbahn. Lediglich eine Ziege, die Schutz in einer Futterraufe gesucht hatte, wurde von einem umstürzenden Baum erschlagen.
Der Park wurde durch den Landkreis innerhalb von Stunden zum Katastrophengebiet erklärt, eine in Rotenburg stationierte Bundeswehreinheit wurde zum Aufräumen in den Park abkommandiert und gemeinsam mit den Mitarbeitern und zahlreichen freiwilligen Helfern aus dem Ort Lauenbrück wurden zunächst die Futterstellen tatkräftig von den umgestürzten, z.T. zersplitterten und wie riesige Mikadostangen ineinander verkeilten Bäumen befreit, sodass noch am Sturmtag zur gewohnten Zeit an den gewohnten Stellen das gewohnte Futter ausgebracht werden konnte. Die Rudel versammelten sich dann an den Futterstellen und zogen später wieder in die Wildnis. Das ging einige Tage so, bis nach etwa einer Woche die Aussenzauntrasse wieder freigeräumt und die Zäune notdürftig bis auf einige Durchschlupfe so repariert worden waren, dass man zur Futterzeit am 22.11. alle Zäune schließen konnte und alle Tiere wieder „zu Hause“ waren.
Anschließend wurde das Innengelände wieder hergestellt. Soweit möglich wurden Stämme geborgen, Stubben gerodet, Flächen geebnet, Randbereiche wieder aufgeforstet, und große Teile der Flächen zu Wiesen und Weiden umfunktioniert. Es wurden Buchen- und Kastanienalleen gepflanzt um die Spazierwege zu beschatten und Futterbäume für das Wild zu erhalten.
Doch wohin mit den gerodeten Stubben und dem nicht mehr verwertbaren Abfallholz? Es sollte vergraben werden und verrotten. So wurde eine tiefe Kuhle gegraben und nach und nach aufgefüllt. Schnell war die Kuhle gefüllt doch es wurde weiter Stubben für Stubben aufgetürmt und festgefahren. Schließlich – wie bei einem Eisberg – schaute etwa 1/3 der Stubbenmenge aus der Oberfläche heraus und wurde mit dem Aushub übersandet und luftdicht abgedichtet.
Der Sturmhügel von 1972 war entstanden, ein großer Findling mit einer Sandsteintafel erinnert an die Sturmkatastrophe von 1972 und den Wiederaufbau des damaligen Wildparks. In Zukunft soll ein Weg auf den Hügel den Ausblick von erhöhter Warte bald wieder ermöglichen.